Spurwechsel by Konstanze Schmidt & Konstanze

Spurwechsel by Konstanze Schmidt & Konstanze

Autor:Konstanze Schmidt & Konstanze [Schmidt]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gräfe und Unzer Verlag
veröffentlicht: 2017-06-14T16:00:00+00:00


Realitätssinn

Ein Kind muss lernen, sich und seine Umwelt realistisch wahrzunehmen. Egal, ob einer Frau beigebracht wurde, sich unrealistisch und idealisiert als das herrlichste Geschöpf auf Erden oder unrealistisch und negativ als großen Dummkopf zu betrachten: Ohne die Fähigkeit zu einer realistischen Selbsteinschätzung wird sie nur schwer zu einem starken Selbstwertgefühl gelangen. Realitätssinn schließt das Bewusstsein ein, dass niemand perfekt ist und alle Menschen Fehler machen.

Ethische Werte und Grundsätze

Eine wesentliche Grundlage für Selbstachtung und ein gesundes Selbstwertgefühl sind ethische Werte und Grundsätze, ein klares Gespür dafür, was richtig und was falsch, was gut und was schlecht ist. Sie bieten dem Kind die notwendige Anleitung für sein Verhalten angesichts der in einem Leben immer wieder auftretenden Probleme.

Wenn ich in den Kursen die obigen Grundlagen für Selbstvertrauen vortrage, dann sehe ich oft bekümmerte Gesichter. Ich weiß, jetzt vergleichen die Teilnehmerinnen das Gesagte mit ihrer eigenen Kindheit: »Das war bei mir nicht so!« oder »Das habe ich von meinen Eltern nicht bekommen!«, heißt es dann. Ich erkläre, dass die Generation unserer Eltern außer der Kindererziehung ganz andere Herausforderungen zu bewältigen hatte. Unsere Eltern bauten das Land auf, mussten mit äußerst geringen Mitteln haushalten und oft in sehr bescheidenen Verhältnissen leben. Die Menschen hatten so gut wie kein psychologisches Wissen, was Kindererziehung betrifft.

Dennoch bin ich überzeugt, dass die meisten Eltern, von einigen wenigen pathologischen Fällen einmal abgesehen, ihr Bestes geben, um ein Kind großzuziehen. Daraufhin tauschen sich die Teilnehmerinnen aus und finden verbindende Gemeinsamkeiten: »Meine Eltern standen den ganzen Tag im Geschäft, und wir Kinder waren uns selbst überlassen.« Oder: »Mein Vater war im Krieg gefallen, und meine Mutter musste Tag und Nacht arbeiten, um uns durchzubringen.« Sofort ändert sich der Blickwinkel in Richtung Verständnis für die Eltern und sich selbst.

Aus den oben dargelegten Grundlagen von Selbstvertrauen geht hervor, dass wir einen Großteil des Eindrucks, den wir von uns selbst haben, als Kind vermittelt bekommen. Als Kinder nehmen wir ungefiltert alle Urteile über und jegliche Kritik an uns auf, da wir noch nicht das Rüstzeug haben, um zu reflektieren und uns ungerechtfertigt Erscheinendes abzulehnen. Jetzt, da viele von uns Großmütter werden, können wir unseren Enkelkindern ein überaus wertvolles Geschenk machen, indem wir ihnen die Grundlagen für ein gesundes Selbstvertrauen und damit für eine starke Resilienz schenken.

Das Vergleichen

ist das Ende des Glücks

und der Beginn der

Unzufriedenheit.

Søren Kierkegaard



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